Ich zeige euch, dass Wissenschaft unter die Haut geht und dass sich niemand zurückgelassen fühlen muss. Ich teile, was ich gelernt habe und was mich begeistert. Wann haben wir heute noch die Chance, ehrlich zu staunen? Ich erzähle, wie die Menschheit ein schwarzes Loch in 53 Millionen Lichtjahren Entfernung fotografiert hat, ein echter Wissenschaftskrimi. Wenn Wissenschaftler*innen bei A stehen und nach B suchen, stolpern sie meist über C und finden D. So geht’s auch im Leben, so klingen gute Geschichten. Ich habe mehr als zehn Jahre damit verbracht, mit Teleskopen die wahren Massenmonster des Universums zu erforschen. Und fast genauso lange erzähle ich von meiner Forschung: Im Planetarium, auf Bühnen, am Kamin. Mal kreativ und mitreißend, mal sachlich und doch berührend.
Hinter der Wissenschaft stecken starke Geschichten, die unter die Haut gehen, mitreißen und berühren wollen!
Wie in jeder Geschichte, lauern auch im Leben viele Stolpersteine. Es hat mir viel Spaß gemacht, mich während meiner Doktorarbeit immer tiefer in den Kaninchenbau der Astrophysik einzugraben, aber nach meinem Forschungsaufenthalt an der Uni Amsterdam war dann Schluss. Ich habe mit Teleskopen Details zum Vorschein gebracht, die vielleicht ein paar hundert Wissenschaftler*innen interessieren, und dabei den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr gesehen. Aber die Sorgen der Menschen und das immer extremer werdende Klima haben mich wachgerüttelt. Heute habe ich meinen Blick für das große Ganze geöffnet. Aus der Perspektive des unendlichen Weltalls mit all seinen Kuriositäten erscheint unser einziger sicherer Hafen, die Erde, wie eine Oase, die es um jeden Preis zu erhalten gilt. Aber klar, im Zweifel kommt die Erde auch ohne uns klar.
Ein bisschen Mut hat es trotzdem gebraucht, mir zuzugestehen, dass ich mit dem, was ich gelernt habe, etwas verändern kann. Als Astronom und Wissenschaftler weiß ich, wie das Klima funktioniert, wie komplexe Systeme funktionieren und an welchen Stellschrauben es sich zu drehen lohnt.
Das war der Punkt, an dem ich beschlossen habe, meine Forscherkarriere an den Nagel zu hängen und mich den Menschen zuzuwenden. Die eine Wahrheit ist: Während die Erde brennt, fahren die Menschen den Karren gegen die Wand. Die andere Wahrheit ist: Viele Menschen sehen die Wand, aber sie erstarren und ihre Hoffnung schwindet. Viele fühlen sich auch im Stich gelassen, und leider werden dann auch Fakten immer mehr zur Diskussion gestellt.
Seitdem bin ich voller Motivation. Welch ein Geschenk, Objekte des Universums zu erforschen, die so viele Menschen faszinieren. Es ist ein Geschenk, die Themen der Erde aus der Vogelperspektive der Astronomie zu sehen und Menschen unter diesem Vorzeichen zusammenbringen zu dürfen. Sei es als Presenter im Planetarium der Europäischen Südsternwarte, als Wissenschaftsmanager in der Erdbeobachtung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt oder als Gründungsmitglied von Astronomers for Planet Earth: Es gab so viele Möglichkeiten, die Teleskope im übertragenen Sinne umzudrehen und den Ort ins Visier zu nehmen, von dem aus wir ins All blicken. Der Weltraum fasziniert uns alle und wir alle leben unter der selben Atmosphäre. Was für eine Chance, zusammenzukommen, gemeinsam zu staunen und auch über unsere Sorgen auf der Erde zu sprechen.
Welch ein Geschenk, das, was wir gelernt haben, was uns begeistert und was wir gut können, miteinander verbinden zu können. Ich erzähle gerne Geschichten über die Einzigartigkeit und Zerbrechlichkeit unserer einzigen Heimat und vermische sie mit Geschichten aus dem Weltall. Genauso gerne höre ich zu. Ein Publikum ist nie nur Konsument, da sitzen Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Oft möchte ich nur einen Anstoß geben, damit diese Menschen zusammenkommen. Dazu braucht es nur Geschichten, die bewegen. Das war vor Tausenden von Jahren so und das ist heute so. Ich glaube, so können wir gemeinsam die Hütte löschen.
Es braucht also beides: Wissenschaft (natürlich, denn Wasser löscht Feuer, so viel ist sicher) und eben das, was es heißt, Mensch zu sein. Potenziale entstehen auch dort, wo Menschen sich wertgeschätzt fühlen.
Auch hauptberuflich bin ich angekommen. Als Wissenschaftsredakteur bei der Max-Planck-Gesellschaft schreibe ich über aktuelle Forschung aus Astronomie, KI und Klima. Ein Podcast ist in Planung. Eine sehr erfüllende und zeitintensive Aufgabe. Neben dem Vollzeitjob bleibt oft wenig Zeit. Trotzdem eskaliere ich immer wieder mit selbstständigen Projekten. Denn ich ziehe viel Energie aus der Nähe zu den Menschen. Und diese Nähe ist für mich auch wichtig, um als Wissenschaftsredakteur im Hintergrund gute Arbeit leisten zu können. Dieses Leben ist meine Wahl, manchmal ist es hart, unterm Strich ist es bereichernd. Vielleicht ist es die größte Challenge, die eigenen Grenzen zu wahren, gerade Dingen, die einen begeistern und über die Stränge schlagen lassen.
